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„Der Baldrian, der Baldrian...“ rief der Student Pfeiffer alias Heinz Rühmann im Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“. (Sie erinnern sich? – Pfeiffer mit drei f ...) Für die Studenten war es ein Jux, eine Tollerei.
Aber der Baldrian und seine Arzneiwirkung ist durchaus ernsthaft…
Der Baldrian ist eine schon lange bekannte Arzneipflanze. Er wirkt angst- und spannungslösend, beruhigend, krampflösend und schlaffördernd. Neben den synthetisch hergestellten Schlaf- und Beruhigungsmitteln stehen baldrianhaltige Zubereitungen gleichberechtigt im Arzneimittelsortiment
Die botanische Bezeichnung für den Echten Baldrian „Valeriana offizinalis“ kommt von dem lateinischen „valere“ = sich wohl fühlen, gesund sein. Diese Namensgebung deutet auf die große Wertschätzung des Baldrians als Heilmittel im Altertum.
Im Volksmund wird Baldrian auch Katzenkraut, Katzenwurzel oder Hexenkraut genannt. Ersteres bezieht sich auf die Tatsache, dass der intensive Geruch Katzen stark anzieht. Aber auch gegen böse Geister, Hexen und sogar die Pest sollte Baldriangeruch schützen.
Der Echte Baldrian ist eine bis zu 1,50 m hoch wachsende mehrjährige Pflanze mit zahlreichen Unterarten. An einem kurzen, dicken Wurzelstock, dem viele fadenartige Wurzeln in Büscheln anhängen, wächst ein aufrechter, hohler Stengel mit gefiederten Blättern und kleinen blaßrosaroten, selten weißen, doldenartigen Blüten.
Der Baldrian bevorzugt feuchten Boden auf Wiesen, Waldrändern, Ufern und in Gräben. Er ist in Europa und Asien heimisch, eingebürgert auch in Nordamerika. Zur arzneilichen Nutzung werden Pflanzen in Belgien, England, Deutschland und Osteuropa angebaut.
Um die Heilkraft des Baldrians zu nutzen, wird der Wurzelstock verwendet. Während der schonenden Trocknung (bis max. 40 °C) des geernteten Wurzelstockes werden Inhaltsstoffe frei, die den typischen Baldriangeruch hervorrufen. Das Deutsche Arzneibuch schreibt für Baldrianwurzel (Radix Valerianae) einen Mindestgehalt an ätherischem Öl vor. Bis heute sind über 100 verschiedene Einzelstoffe im Baldrian nachgewiesen. Trotz intensivster Bemühungen ist es aber nicht gelungen, eine Substanz als den wirksamen Stoff zu ermitteln. Heute ist man vielmehr der Ansicht, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Inhaltsstoffe die Wirkung ausmacht.
Baldrianwurzel gehört zu den meist verwendeten pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka). Ob als Tee, als Tinktur, als Pflanzenpreßsaft, als Extrakt in Tablettenform oder als Badezusatz – überall finden wir Baldrian wieder.
Wegen des kräftigen Geruches und Geschmacks ist der Einsatz als Tee oder Tinktur rückläufig. Früher gehörte Baldriantinktur in jede Hausapotheke. Auf Grund der beruhigenden und krampflösenden Wirkung war sie ein wichtiges Hausmittel.
Inzwischen haben moderne, pflanzliche Arzneimittel diesen Platz eingenommen. Als Tabletten, Dragees oder Kapseln werden Baldrianextrakte allein oder in Kombination mit anderen beruhigenden Pflanzen eingesetzt. Beliebte und sinnvolle Kombinationspartner sind Passionsblume, Hopfen, Melisse (z. B. Kytta Sedativum®, Vivinox® Beruhigungsdragees).
Allerdings enthalten manche Baldrian-Präparate nur geringe Mengen Baldrianwurzelextrakt. Dadurch ist die Enttäuschung der Anwender oft schon vorprogrammiert. Denn in niedriger Dosierung kann Baldrian eher anregend wirken. (sog. Paradoxon-Effekt).
Die ausreichend hohe Dosierung ist also ganz wesentlich für die Wirksamkeit. Dafür gilt als Richtwert 2 - 3 g getrocknete Baldrianwurzel (z. B. als Tee zubereitet pro Tasse). In verarbeiteter Form sind das etwa 400 bis 600 mg Extrakt.
Diese hochdosierten Arzneimittel können dann als schlaffördernde Mittel genutzt werden (z. B. Baldriparan® stark für die Nacht, Baldrian ratiopharm® 450 mg, Euvegal® Balance) In Kombinationen mit anderen Pflanzen kann die Dosierung entsprechend niedriger sein. Von der Baldrian-Tinktur werden ½ bis 1 Teelöffel, in Wasser eingenommen, empfohlen.
Neben der ausreichenden Dosierung ist zu beachten, dass die Wirkung erst nach einigen Tagen regelmäßiger Anwendung zum Tragen kommt. In entprechenden Untersuchungen konnte die Wirksamkeit von hochdosiertem Baldrianwurzel-Extrakt zur Behandlung von nervös bedingten Schlafstörungen belegt werden.
Alle Baldrianpräparate zeichnen sich durch eine sehr gute Verträglichkeit aus. Ihr Vorteil ist, dass sie weder Nebenwirkungen noch ein Abhängigkeitsrisiko haben. Daher ist auch eine Anwendung über einen längeren Zeitraum möglich.
Auch die Fahrtauglichkeit wird nicht eingeschränkt, was eine TÜV-Untersuchung belegt hat. Ebenso sind keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten derzeit bekannt. Von welchem chemischen Beruhigungsmittel kann man all das schon behaupten?
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